Wettbewerbsstrategien nach M.E. Porter + Übungsfragen
August 22, 2025Mikro-/Marktumfeld-Analyse + Übungsfragen
August 22, 2025Externe Analyse
Die externe Analyse ist der zweite zentrale Bestandteil der Situationsanalyse im Handelsmarketing. Während die interne Analyse den Blick nach innen richtet, konzentriert sich die externe Analyse auf das Umfeld des Handelsunternehmens. Ihr Ziel ist es, Chancen (Opportunities) und Bedrohungen (Threats) zu identifizieren, die von außen auf das Unternehmen einwirken und seinen Erfolg beeinflussen können. Diese externen Faktoren liegen außerhalb der direkten Kontrolle des Unternehmens, müssen aber erkannt und bewertet werden, um proaktiv darauf reagieren zu können.
Die externe Analyse ist von entscheidender Bedeutung, da sie dem Unternehmen hilft, potenzielle Wachstumsfelder zu erkennen (Chancen) und sich auf mögliche Risiken oder Herausforderungen vorzubereiten (Bedrohungen). Sie bildet die Grundlage für die Entwicklung von Strategien, die darauf abzielen, Chancen zu nutzen und Bedrohungen abzuwehren oder deren Auswirkungen zu minimieren.
Die externe Analyse gliedert sich typischerweise in zwei Ebenen: die Makroumfeld-Analyse (PESTEL-Analyse) und die Mikro-/Marktumfeld-Analyse (Fokus auf Kunden und Wettbewerber).
Makroumfeld-Analyse (PESTEL-Analyse)
Die Makroumfeld-Analyse untersucht die breiteren, externen Faktoren, die das gesamte Handelsumfeld beeinflussen und nicht nur das einzelne Unternehmen. Die PESTEL-Analyse ist ein weit verbreitetes Framework, um diese Faktoren systematisch zu erfassen und zu bewerten. PESTEL steht für:
- Politische Faktoren
- Ekonomische (wirtschaftliche) Faktoren
- Soziokulturelle Faktoren
- Technologische Faktoren
- Ekologische (umweltbezogene) Faktoren
- Legale (rechtliche) Faktoren
Politische Faktoren: Diese umfassen Regierungsentscheidungen, Gesetze, Vorschriften und politische Stabilität, die sich auf die Geschäftstätigkeit des Handels auswirken können.
- Beispiele und Relevanz für den Handel:
- Handelsgesetze und -vorschriften: Öffnungszeiten, Ladenschlussgesetze, Bauvorschriften für neue Geschäfte.
- Steuerpolitik: Änderungen der Mehrwertsteuer, Unternehmenssteuern, die die Preisgestaltung und Rentabilität beeinflussen.
- Arbeitsmarktpolitik: Mindestlöhne, Arbeitszeitenregelungen, die Personalkosten und -flexibilität betreffen.
- Subventionen oder Förderprogramme: Staatliche Unterstützung für bestimmte Branchen (z.B. Digitalisierung im Handel, regionale Entwicklung).
- Handelspolitik: Zölle, Import-/Exportbeschränkungen, internationale Handelsabkommen.
- Politische Stabilität: Unsicherheiten oder Konflikte können das Konsumklima und Investitionen beeinflussen.
Ökonomische (wirtschaftliche) Faktoren: Diese beziehen sich auf die gesamtwirtschaftliche Lage und deren Einfluss auf die Kaufkraft der Konsumenten und die Kostenstrukturen des Handels.
- Beispiele und Relevanz für den Handel:
- Wirtschaftswachstum / Rezession: Beeinflusst die Konsumlaune und die Bereitschaft der Kunden, Geld auszugeben.
- Inflation / Deflation: Wirkt sich auf Einkaufspreise, Verkaufspreise und Margen aus.
- Zinssätze: Relevant für Finanzierungskosten von Investitionen oder Lagerhaltung.
- Arbeitslosigkeit: Hohe Arbeitslosigkeit reduziert die Kaufkraft der Bevölkerung.
- Verfügbares Einkommen und Sparquote: Direkter Einfluss auf die Konsumausgaben.
- Wechselkurse: Relevant für den Import/Export von Waren.
- Energiepreise: Beeinflussen Betriebskosten (Heizung, Transport).
Soziokulturelle Faktoren: Diese umfassen demographische Entwicklungen, Lebensstile, Werte, Einstellungen und Konsumgewohnheiten der Bevölkerung.
- Beispiele und Relevanz für den Handel:
- Demographischer Wandel: Alterung der Gesellschaft, Geburtenraten, Haushaltsgrößen (z.B. Bedarf an altersgerechten Produkten, kleineren Packungsgrößen).
- Veränderung der Lebensstile: Zunehmendes Gesundheitsbewusstsein, Wunsch nach Convenience, Nachhaltigkeit, Individualisierung.
- Werte und Einstellungen: Bedeutung von ethischem Konsum, Regionalität, Bio-Produkten, Tierwohl.
- Konsumgewohnheiten: Zunahme des Online-Shoppings, Wunsch nach Erlebnis im stationären Handel, veränderte Essgewohnheiten.
- Multikulturalität: Bedarf an spezifischen Sortimenten für verschiedene Kulturgruppen.
- Bildungsniveau: Beeinflusst die Informationsbeschaffung und die Nachfrage nach bestimmten Produkten.
Technologische Faktoren: Diese beziehen sich auf Innovationen und Fortschritte in Wissenschaft und Technik, die neue Möglichkeiten für den Handel eröffnen oder bestehende Geschäftsmodelle verändern.
- Beispiele und Relevanz für den Handel:
- E-Commerce-Plattformen und Mobile Apps: Neue Vertriebskanäle und Interaktionsmöglichkeiten mit Kunden.
- Datenanalyse und KI: Personalisierung, Bestandsmanagement, Preisoptimierung, Kundenprognosen.
- Automatisierung und Robotik: In Logistikzentren, aber auch im Laden (z.B. Self-Checkout, Reinigungsroboter).
- Neue Zahlungssysteme: Mobile Payment, kontaktloses Bezahlen.
- Virtual Reality (VR) / Augmented Reality (AR): Virtuelle Anproben, interaktive Produktpräsentationen.
- Blockchain-Technologie: Für transparente Lieferketten.
- Smart Home / IoT: Vernetzung von Geräten, die den Einkauf beeinflussen können (z.B. Kühlschränke, die automatisch nachbestellen).
Ökologische (umweltbezogene) Faktoren: Diese umfassen Umweltauflagen, Klimawandel, Ressourcenverfügbarkeit und das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung.
- Beispiele und Relevanz für den Handel:
- Klimawandel und Umweltauflagen: CO2-Emissionen, Energieverbrauch, Abfallmanagement (z.B. Verpackungsgesetze, Energieeffizienz von Filialen).
- Ressourcenknappheit: Verfügbarkeit und Preise von Rohstoffen (z.B. Baumwolle, Kaffee).
- Nachhaltiger Konsum: Nachfrage nach umweltfreundlichen, fair produzierten, regionalen oder biologischen Produkten.
- Kreislaufwirtschaft: Rücknahme- und Recyclingsysteme, Second-Hand-Angebote.
- Naturkatastrophen: Können Lieferketten unterbrechen oder Standorte beschädigen.
Legale (rechtliche) Faktoren: Diese umfassen Gesetze, Verordnungen und rechtliche Rahmenbedingungen, die das Handelsgeschäft direkt betreffen.
- Beispiele und Relevanz für den Handel:
- Verbraucherschutzgesetze: Widerrufsrechte, Gewährleistung, Produktsicherheit.
- Datenschutzgrundverordnung (DSGVO): Umgang mit Kundendaten, Marketingmaßnahmen.
- Wettbewerbsrecht: Kartellrecht, unlauterer Wettbewerb, Preisbindung.
- Arbeitsrecht: Kündigungsschutz, Arbeitszeiten, Gleichbehandlung.
- Hygienevorschriften: Besonders relevant im Lebensmittelhandel.
- Marken- und Patentrecht: Schutz eigener Marken und Produkte, Vermeidung von Rechtsverletzungen.
Die PESTEL-Analyse hilft dem Handelsunternehmen, ein umfassendes Verständnis für die externen Kräfte zu entwickeln, die Chancen und Bedrohungen darstellen. Aus diesen Analysen können dann strategische Schlussfolgerungen gezogen werden.
Infografik
Die Externe Analyse: Chancen & Risiken im Blick
Um im dynamischen Handelsumfeld erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen über den eigenen Tellerrand blicken. Die externe Analyse identifiziert die äußeren Kräfte, die den Markt formen und die strategische Ausrichtung maßgeblich beeinflussen.
Das Makroumfeld verstehen mit PESTEL
Die PESTEL-Analyse ist ein strategisches Werkzeug, das hilft, die sechs entscheidenden Bereiche des Makroumfelds systematisch zu durchleuchten. Jeder Faktor kann eine Chance für Wachstum oder eine Bedrohung für das bestehende Geschäftsmodell darstellen.
Politisch
Staatliche Regulierungen und politische Stabilität geben die Spielregeln für den Handel vor. Eine Änderung der Mehrwertsteuer kann beispielsweise die Preisgestaltung und die Margen direkt beeinflussen.
- Ladenschlussgesetze
- Steuerpolitik (z.B. MwSt.)
- Mindestlöhne
- Handelsabkommen & Zölle
Ökonomisch
Die allgemeine Wirtschaftslage bestimmt die Kaufkraft der Kunden. Die Inflationsrate beeinflusst sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise.
Soziokulturell
Veränderte Lebensstile und Werte formen die Nachfrage. Der Wunsch nach gesunden und nachhaltigen Produkten ist ein starker Trend.
Technologisch
Innovationen verändern das Einkaufsverhalten fundamental. Die Akzeptanz neuer Zahlungsmethoden ist ein Indikator für die digitale Reife des Marktes.
Ökologisch
Das wachsende Umweltbewusstsein stellt neue Anforderungen an Produkte und Lieferketten. Die Nachfrage nach nachhaltigen Optionen wird zum Wettbewerbsfaktor.
Rechtlich
Gesetze wie die DSGVO definieren den rechtlichen Rahmen für den Umgang mit Kundendaten und Marketing. Verstöße können teuer werden.
- Datenschutz (DSGVO)
- Verbraucherschutzgesetze
- Wettbewerbsrecht
- Hygienevorschriften
Von der Analyse zur Strategie
Die durch die PESTEL-Analyse identifizierten Chancen (z.B. wachsender E-Commerce-Markt) und Bedrohungen (z.B. strengere Umweltauflagen) bilden zusammen mit den internen Stärken und Schwächen die Grundlage für die finale SWOT-Matrix und die Ableitung wirksamer Marketingstrategien.
Übungsfragen
Übungsfragen: SWOT extern
Quiz abgeschlossen!
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