Besonderheiten des Handelsmarketing + Übungsfragen
August 21, 2025Einführung ins Handelsmarketing + Übungsfragen
August 22, 2025Abgrenzung zum Industriegütermarketing und Dienstleistungsmarketing
Obwohl die grundlegenden Marketingprinzipien universell sind, weist das Handelsmarketing spezifische Merkmale auf, die es vom Industriegütermarketing und Dienstleistungsmarketing unterscheiden:
Industriegütermarketing (B2B-Marketing):
Kunden: Hier sind die Kunden andere Unternehmen oder Organisationen. Der Kaufprozess ist oft komplexer, rationaler und involviert mehrere Entscheidungsträger (Buying Center).
Produkte: Es handelt sich um Investitionsgüter, Rohstoffe, Halbzeuge oder Systemlösungen. Die Produkte sind oft technisch komplex und erfordern intensive Beratung.
Marketinginstrumente: Persönlicher Verkauf, Direktmarketing, Fachmessen und technische Dokumentationen spielen eine größere Rolle als Massenwerbung. Die Beziehungspflege ist langfristiger und intensiver.
Beispiel: Ein Hersteller von Maschinen verkauft seine Produkte an ein produzierendes Unternehmen.
Dienstleistungsmarketing:
Produkte: Dienstleistungen sind immateriell, nicht lagerbar, heterogen (Qualität kann variieren) und untrennbar mit der Erbringung verbunden (Produktion und Konsum fallen zusammen).
Marketinginstrumente: Neben den klassischen 4 Ps (Produkt, Preis, Promotion, Place) werden oft die erweiterten 3 Ps (People, Processes, Physical Evidence) betrachtet. Die Qualität der Dienstleistung hängt stark vom Personal und den Prozessen ab
Kundenkontakt: Der direkte Kundenkontakt ist oft intensiver und entscheidender für die Wahrnehmung der Dienstleistungsqualität
Beispiel: Eine Bank, ein Friseursalon oder ein Reisebüro.
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Handelsmarketing:
Produkte: Der Handel vertreibt in der Regel physische Produkte (Konsumgüter), die von anderen Herstellern produziert wurden. Er agiert als Bindeglied in der Wertschöpfungskette.
Kunden: Die Zielgruppe sind in der Regel Endverbraucher (B2C), was Massenmarketingansätze relevant macht.
Sortiment: Der Handel stellt ein Sortiment aus vielen verschiedenen Produkten und Marken zusammen. Die Sortimentsgestaltung ist eine zentrale Marketingaufgabe.
Standort: Der physische Standort (Ladenlokal) und seine Attraktivität sind von überragender Bedeutung.
Atmosphäre: Die Gestaltung des Verkaufsraums (Ladenbau, Visual Merchandising, Ambiente) beeinflusst das Einkaufserlebnis maßgeblich.
Persönliche Beratung: Im stationären Handel spielt die Qualität der Kundenberatung eine wichtige Rolle
Preis: Preisstrategien, Rabatte und Aktionen sind oft sehr dynamisch und wettbewerbsintensiv.
Infografik
Marketing-Disziplinen im Vergleich
Eine visuelle Gegenüberstellung von Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsmarketing zur Verdeutlichung ihrer einzigartigen Merkmale und Schwerpunkte.
🏭Industriegüter
Fokus auf Geschäftsbeziehungen und komplexe, rationale Kaufentscheidungen.
- Kunden: Unternehmen & Organisationen (B2B), oft mit Buying Centern.
- Produkte: Technisch komplexe Investitionsgüter, Rohstoffe, Systemlösungen.
- Instrumente: Persönlicher Verkauf, Fachmessen, intensive & langfristige Beziehungspflege.
🤝Dienstleistung
Fokus auf immaterielle Leistungen und die Qualität der Kundeninteraktion.
- Kunden: Unternehmen oder Endverbraucher, intensiver direkter Kontakt.
- Produkte: Immateriell, nicht lagerbar, heterogen. Produktion & Konsum untrennbar.
- Instrumente: Erweiterter Marketing-Mix (7 Ps), Fokus auf Personal & Prozesse.
🛒Handel
Fokus auf den Endverbraucher, Sortimentsgestaltung und das Einkaufserlebnis am Standort.
- Kunden: Überwiegend Endverbraucher (B2C), erfordert Massenmarketing.
- Produkte: Physische Konsumgüter von Herstellern, Zusammenstellung eines Sortiments.
- Instrumente: Standortattraktivität, Ladenbau, Visual Merchandising, dynamische Preisstrategien.
Typische Wertschöpfungsketten
Industrie (B2B)
Dienstleistung
Handel (B2C)
Schwerpunkte im Marketing-Mix
Dieses Diagramm vergleicht die relative Bedeutung verschiedener Marketinginstrumente in den drei Disziplinen. Ein höherer Wert bedeutet eine stärkere Betonung des jeweiligen Instruments.