Lieferantenbewertung und -entwicklung
Nach der Auswahl und Integration eines Lieferanten ist die kontinuierliche Bewertung und gezielte Entwicklung der Schlüssel zu einer langfristig erfolgreichen Partnerschaft.
Quantitative und qualitative Bewertungsmethoden
Ziel der Lieferantenbewertung ist es, eine objektive und vergleichbare Grundlage für Entscheidungen über die weitere Zusammenarbeit zu schaffen.
Punktbewertungsverfahren / Scoring-Modell: Dies ist eine der am weitesten verbreiteten Methoden. Für eine Reihe von vordefinierten Kriterien (z.B. Preis, Qualität, Liefertreue) werden Punkte auf einer Skala vergeben. Diese Kriterien werden zudem nach ihrer strategischen Bedeutung für das Unternehmen gewichtet. Die Multiplikation der Punkte mit der Gewichtung ergibt für jedes Kriterium einen Wert. Die Summe dieser Werte bildet den Gesamt-Score, der einen direkten Vergleich zwischen verschiedenen Lieferanten ermöglicht.
Profilanalyse (Stärken-Schwächen-Profil): Diese Methode visualisiert die Leistung eines Lieferanten. Für jedes Kriterium wird die Erfüllung auf einer Skala bewertet, die sowohl positive als auch negative Abweichungen vom erwarteten Standard abbildet (z.B. von -3 bis +3, wobei 0 die Erwartung darstellt). Verbindet man die Bewertungspunkte der einzelnen Kriterien, entsteht eine Zickzacklinie – das Leistungsprofil. Dieses Profil macht Stärken und Schwächen auf einen Blick ersichtlich und eignet sich hervorragend für Lieferantengespräche.
Preisstrukturanalyse: Hierbei wird nicht nur der Endpreis eines Angebots betrachtet, sondern dessen einzelne Kostenbestandteile (z.B. Materialkosten, Fertigungsstunden, Logistikkosten, Marge) werden detailliert aufgeschlüsselt. Dies schafft Transparenz über die Preisbildung des Lieferanten und eröffnet neue Ansatzpunkte für Verhandlungen.
Die ABC/XYZ-Analyse zur Klassifizierung
Eine effektive Steuerung des Lieferantenportfolios erfordert eine Priorisierung. Die kombinierte ABC/XYZ-Analyse ist ein leistungsstarkes Werkzeug, um Materialien und die dazugehörigen Lieferanten zu klassifizieren und entsprechende Managementstrategien abzuleiten.
ABC-Analyse (wertbasiert): Dieses Verfahren klassifiziert Güter nach ihrem Anteil am gesamten Einkaufswert.
A-Güter: Machen einen hohen Wertanteil (z.B. 70-80%) bei einem geringen Mengenanteil aus. Sie erfordern höchste Aufmerksamkeit im Einkauf, genaue Bedarfsplanung und ein intensives Lieferantenmanagement.
B-Güter: Liegen im mittleren Bereich bei Wert und Menge.
C-Güter: Haben einen geringen Wertanteil, aber oft einen hohen Mengenanteil. Hier stehen die Optimierung und Automatisierung der Beschaffungsprozesse im Vordergrund, um den administrativen Aufwand zu minimieren.
XYZ-Analyse (verbrauchs- und prognosebasiert): Dieses Verfahren klassifiziert Güter nach der Regelmäßigkeit ihres Verbrauchs und somit der Genauigkeit der Bedarfsprognose.
X-Güter: Weisen einen konstanten, regelmäßigen Verbrauch auf und sind daher sehr gut planbar. Sie eignen sich ideal für automatisierte Bestellverfahren oder Just-in-Time-Konzepte.
Y-Güter: Haben einen schwankenden, oft saisonalen Verbrauch. Ihre Prognose ist mit mittlerer Genauigkeit möglich.
Z-Güter: Der Verbrauch ist sehr unregelmäßig und sporadisch, was eine Prognose schwierig macht. Hier sind oft höhere Sicherheitsbestände oder eine rein auftragsbezogene Beschaffung notwendig.
Durch die Kombination beider Analysen in einer 9-Felder-Matrix (z.B. AX, AY, AZ, etc.) können hochspezifische und differenzierte Strategien für die Beschaffung, das Bestandsmanagement und die Lieferantensteuerung für jede einzelne Güterklasse abgeleitet werden.
Lieferantenentwicklung: Von passiv zu aktiv
Die Lieferantenentwicklung zielt darauf ab, die Leistung von Lieferanten gezielt zu verbessern, um sie an die eigenen Anforderungen anzupassen. Man unterscheidet drei Intensitätsstufen:
Passive Entwicklung: Das einkaufende Unternehmen teilt dem Lieferanten seine Ziele und Erwartungen mit (z.B. "Wir erwarten eine Reduzierung der Fehlerquote um 10%"). Die Planung und Umsetzung der Maßnahmen obliegt allein dem Lieferanten. Der Erfolg wird lediglich über die regelmäßige Lieferantenbewertung kontrolliert.
Begleitete Entwicklung: Hier findet eine engere Zusammenarbeit statt. Maßnahmen zur Leistungsverbesserung werden gemeinsam in Workshops oder im Rahmen von Audits erarbeitet. Die Umsetzung erfolgt jedoch weiterhin durch den Lieferanten selbst.
Aktive Entwicklung (Lieferantenförderung): Dies ist die intensivste Form der Zusammenarbeit. Die Erarbeitung, Planung und Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen erfolgen in gemeinsamen Projekten. Dieser Ansatz wird oft gewählt, wenn neue Technologien eingeführt werden, der Lieferant strukturelle Kosten- oder Qualitätsprobleme hat oder bei Anlaufschwierigkeiten neuer Produktlinien. Die Unterstützung kann sich auf alle Bereiche des Lieferanten erstrecken, von der Produktion bis hin zum Finanzbereich.
Infografik
Strategisches Lieferantenmanagement
Von der Bewertung zur aktiven Partnerschaftsentwicklung
4.1 Methoden der Lieferantenbewertung
Nach der Auswahl ist die kontinuierliche Bewertung der Schlüssel zu einer erfolgreichen Partnerschaft. Verschiedene Methoden schaffen eine objektive Grundlage, um die Leistung zu messen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Punktbewertungsverfahren (Scoring)
Durch die gewichtete Vergabe von Punkten für strategisch wichtige Kriterien wie Qualität und Liefertreue entsteht ein Gesamt-Score. Dieser ermöglicht einen direkten und fairen Vergleich der Lieferantenleistung und zeigt klar, wer die Erwartungen am besten erfüllt.
Profilanalyse (Stärken-Schwächen)
Diese Methode visualisiert die Leistung eines Lieferanten im Detail. Abweichungen vom erwarteten Standard (0) werden auf einer Skala bewertet. Das resultierende Profil macht Stärken und Schwächen sofort ersichtlich und ist eine ideale Grundlage für Entwicklungsgespräche.
4.2 Klassifizierung mit der ABC/XYZ-Analyse
Um das Lieferantenportfolio effektiv zu steuern, ist eine Priorisierung unerlässlich. Die ABC/XYZ-Analyse kombiniert den Wertbeitrag (ABC) mit der Verbrauchsvorhersagbarkeit (XYZ) und schafft so eine 9-Felder-Matrix für hochspezifische Managementstrategien.
(hoher Wert) B
(mittl. Wert) C
(geringer Wert)
4.3 Stufen der Lieferantenentwicklung
Die gezielte Verbesserung der Lieferantenleistung ist ein proaktiver Prozess. Die Intensität der Zusammenarbeit kann dabei in drei Stufen erfolgen, von einer passiven Erwartungshaltung bis hin zu einer tiefgreifenden, aktiven Partnerschaft.
1. Passive Entwicklung
Das Unternehmen kommuniziert Ziele. Die Umsetzung liegt allein beim Lieferanten. Kontrolle erfolgt über die Standardbewertung.
2. Begleitete Entwicklung
Maßnahmen werden gemeinsam erarbeitet (z.B. in Audits). Der Lieferant setzt diese aber weiterhin eigenständig um.
3. Aktive Entwicklung
Die intensivste Form. Planung und Umsetzung von Verbesserungen erfolgen in gemeinsamen, partnerschaftlichen Projekten.
Übungsaufgaben
Übungsaufgaben: Lieferantenbewertung
Hinweis
