Kriterien für die Lieferantenidentifikation und -auswahl
Die Auswahl des richtigen Lieferanten ist eine der kritischsten Entscheidungen im Einkauf und basiert auf einer Vielzahl von Kriterien, die sich in drei Gruppen einteilen lassen:
Harte Kriterien (quantitativ): Dies sind objektiv messbare Faktoren. Dazu gehören der Preis, die angebotenen Liefer- und Zahlungskonditionen (z.B. Skontofristen), nachweisbare Zertifizierungen (wie ISO 9001 für Qualitätsmanagement), die finanzielle Stabilität des Unternehmens (Bonität) und dessen Produktions- und Lieferkapazitäten.
Weiche Kriterien (qualitativ): Diese Faktoren sind subjektiver zu bewerten, aber nicht weniger wichtig. Hierzu zählen die generelle Qualität der Produkte und Dienstleistungen, die Zuverlässigkeit und Termintreue, die Kommunikationsfähigkeit und Erreichbarkeit, die Innovationskraft und technologische Kompetenz, die Flexibilität bei Bedarfsänderungen sowie die geografische Lage und die kulturelle Passung zwischen den Unternehmen.
Nachhaltigkeitskriterien (ESG): Diese Kriterien gewinnen massiv an Bedeutung. Gesetzliche Vorgaben wie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichten Unternehmen, auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihrer Lieferkette zu achten. Daher werden Kriterien wie faire Arbeitsbedingungen, der CO₂-Fußabdruck der Produktion, der Einsatz umweltfreundlicher Materialien und die generelle Einhaltung von ESG-Standards (Environmental, Social, Governance) zu entscheidenden Auswahlfaktoren.
Infografik
Die Kunst der Lieferantenauswahl
Ein 360°-Ansatz für eine zukunftssichere Lieferkette
Drei Säulen der modernen Lieferantenbewertung
Die Wahl des richtigen Lieferanten ist eine strategische Entscheidung, die weit über den reinen Preisvergleich hinausgeht. Eine ausgewogene Bewertung stützt sich auf drei entscheidende Kriteriengruppen: messbare harte Fakten, qualitative weiche Faktoren und die immer wichtiger werdenden Nachhaltigkeitsaspekte (ESG). Nur ein ganzheitlicher Blick führt zu robusten und resilienten Partnerschaften.
1. Das Fundament: Harte Kriterien (Quantitativ)
Objektiv messbare Leistungsindikatoren
Harte Kriterien bilden die datengestützte Grundlage jeder Lieferantenbewertung. Faktoren wie Preis, Zertifizierungen und finanzielle Stabilität sind direkt vergleichbar und essenziell für die Risikominimierung. Das Diagramm zeigt eine beispielhafte Gewichtung dieser Kriterien in einem typischen Auswahlprozess, wobei der Preis oft eine große, aber nicht die alleinige Rolle spielt.
2. Die Differenzierung: Weiche Kriterien (Qualitativ)
Indikatoren für eine erfolgreiche Partnerschaft
Weiche Kriterien sind entscheidend für die Qualität der Zusammenarbeit und die langfristige Stabilität einer Partnerschaft. Sie sind zwar subjektiver, aber Faktoren wie Zuverlässigkeit, Kommunikation und Flexibilität bestimmen den Erfolg im Tagesgeschäft. Das Radar-Diagramm visualisiert das Profil eines fiktiven Lieferanten und zeigt Stärken und Schwächen auf einen Blick.
3. Die Zukunft: Nachhaltigkeitskriterien (ESG)
Verantwortung in der globalen Lieferkette
Gesetzliche Anforderungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der wachsende Anspruch von Verbrauchern rücken ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) ins Zentrum der Lieferantenauswahl. Die Bewertung von CO₂-Fußabdruck, fairen Arbeitsbedingungen und transparenter Unternehmensführung ist kein "Nice-to-have" mehr, sondern ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
Umwelt (E)
CO₂-Fußabdruck, Ressourceneinsatz, Recyclingquoten
Soziales (S)
Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Arbeitssicherheit
Governance (G)
Transparenz, Compliance, Anti-Korruption
Der Auswahlprozess im Überblick
Übungsaufgaben
Übungsaufgaben: Lieferantenauswahl
Hinweis